Diese Reise geht mit dem Lauf des Flusses Wiese. Ein Schwarzwaldtal, das Vordenker anzieht, Querdenker und Nachdenker. Egal ob früher in den alemannischen Gedichten von Johann Peter Hebel oder jetzt in den alemannischen Krimis von Ralf Dorweiler, selbst Literaten geraten da ins Schwärmen. Und Höhenflüge mit dem Gleitschirm über das Wiesental pusten das Gehirn frei.

Hoch über dem Wiesental bei Mambach thront die Bergkapelle Maria Frieden. Wie eine steinerne Mahnwache, ganz schlicht, aber zum Kraftschöpfen. Gleich nach Ende des Zweiten Weltkrieges erbauten hier Heimkehrer, vor allem Frauen und Kinder die Kapelle zum Dank für die Verschonung des Tals vor Bomben und Zerstörung. Und der Pfarrer hat es sogar gefilmt. Fahr mal hin zeigt das einzigartige Zeitzeugnis als Fernsehpremiere.

Im Tal ist die Wiese die Lebensader und treibt viele Kleinkraftwerke an, wie es sie so auf engstem Raum in ganz Deutschland kaum mehr gibt. Fast nirgends war Baden so früh industrialisiert wie im Wiesental. Auch ist die Energiewende hier schon lange vor dem Atomausstieg Realität. Schönau, Zentrum im oberen Wiesental, ist eine Ökohauptstadt. Strom-Rebellen machen den kleinen Ort im Südschwarzwald weltberühmt. Nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl als Bürgerinitiative gegründet, gelingt den Stromrebellen 1997 ein in der Republik einzigartiger Coup: sie übernehmen die örtliche Stromversorgung. Aus den einstigen Rebellen sind heute erfolgreiche Unternehmer geworden. Sie beliefern inzwischen nicht nur gut 135.000 Kunden in ganz Deutschland mit sauberer Energie, sondern fördern aktiv neue Strom-Erzeugungsanlagen. Für ihren Kampf gegen die Stromgiganten haben die Rebellen aus Schönau 2011 einen bedeutenden amerikanischen Umweltpreis gekriegt. Den "Goldman Environmental Prize" für Umwelthelden. Barack Obama hat ihn höchstselbst überreicht.

Die süßeste aller Wiesentäler Geschichten stammt auch aus der Schönauer Umgebung. Nämlich wie aus einem Tante-Emma-Laden eine Schwarzwälder Konfitüren-Manufaktur geworden ist. Drei Generationen haben Faller seither zu einer führenden deutschen Premium-Konfitüre gemacht. Feinkostläden und die gehobene Hotellerie aus ganz Deutschland sind inzwischen Kunden. Echte Kochkunst, es schmeckt wie hausgemacht. Und das seit 100 Jahren.

Und noch mehr Höhepunkte: Am Hasenhorn im Todtnauer Ferienland gibt es die spektakulärste Sommer-Rodelbahn in der Republik. Auf Schienen rasen die Schlitten fast drei Kilometer hinab ins Wiesental. Auf der Bergseite gegenüber bei Aftersteg stürzt das Wasser des Stübenbachs 97 Meter in die Tiefe. Der Hauptfall ist Rekordhalter im Schwarzwald und fällt sogar zwei Meter tiefer als der Niagara.

Kaum bekannt dagegen ist der Nonnenmattweier im kleinen Wiesental. Ein echter Geheimtipp. Als Relikt der letzen Eiszeit liegt der Karsee auf 915 Meter in einem Wald versteckt. Seltene Flora kann hier in Ruhe wachsen und gedeihen. Kaum ein Schild führt dahin, nur Insider wissen den Weg. Andere Wege durchs Wiesental haben andere Überraschungen parat. Es ist durchaus möglich, ganz unterschiedlichen Wesen zu begegnen. Wie man sieht...

"Dabei waren als Fernsehpremiere auch Ausschnitte aus einem Film zu sehen, den der Pfarrer nach dem Zweiten Weltkrieg vom Bau der Bergkapelle Maria Frieden drehte. Und Loebbert hat sogar einen Zeitzeugen ausfindig gemacht, der damals als Kind beim Steineschleppen dabei war." (Badische Zeitung)